Manfred und ich sind Meran Fans. Wir waren schon oft in der Südtiroler Stadt zum Wandern und Radfahren, wie bestimmt viele andere auch. Ob aber das Meraner Wein- und Traubenfest hierzulande bekannt ist, wissen wir nicht, deshalb haben wir uns entschlossen diesen Bericht zu schreiben.
Wer im Herbst einen Indian Summer in traumhafter Landschaft, mit guten Weinen und Südtiroler Schmankerln, dazu noch ein Event der Extraklasse erleben möchte, der ist in Meran an der richtigen Adresse.
Freitag, 14.10.2022: Marlinger Waalweg
Für den Anreisetag stand der Marlinger Waalweg auf unserem Programm. Er ist der längste Waalweg in Südtirol und hat eine Länge von 12 km. Er verläuft von Töll bis nach Lana. Zurückfahren kann man mit dem Bus. Leider mussten wir unsere Wanderung etwas verkürzen, weil die Anreise länger gedauert hat als geplant. Wir parkten unser Auto direkt in Marling und stiegen zum Waalweg auf. Der kurze steile Aufstieg führte durch Apfelplantagen und Weinberge. Hat man den Waalweg erreicht geht es relativ entspannt weiter. Direkt am Felsen plätschert der Waal dahin, daneben verläuft der Weg. Kastanienbäume in ihrem Herbst Look zierten den Weg. Man hat einen fantastischen Ausblick in den Meraner Talkessel und zur Texelgruppe. Nach einigen Kilometern Richtung Lana, verließen wir den Waalweg und stiegen ins Tal ab, zurück Richtung Marling.
Gebucht hatten wir wieder das Hotel Salgart. Dieses kleine, familiär geführte Hotel hat uns schon letztes Jahr überzeugt. Es liegt in einer ruhigen Villengegend von Meran, abseits von Verkehrslärm, aber trotzdem zentral. Mit dem Fahrrad sind es 5, zu Fuß 20 Minuten bis zur Stadtmitte.
Samstag, 15.10.2022: Sissi Weg – Gilf Promenade – Tappeiner Weg
Nach dem Frühstück starteten wir zu Fuß Richtung Schloss Trauttmannsdorff. Kurz davor schwenkten wir in den Sissi Weg ein. Wir blieben auf diesem Weg, bis wir die Passer erreichten. Weiter ging es am Fluss entlang, der durch Felsen immer schmaler wurde. Wir überquerten diesen an einer Brücke, wo sich die Passer durch eine enge Schlucht winden musste. Eine Schlange und ein Specht sorgten für Aufsehen am Wegrand (Foto). Auf der anderen Seite ging es ein Stück an der Gilf Promenade entlang, bevor der Aufstieg zum Pulverturm vor uns lag. Am Turm gab es eine Einkehrmöglichkeit mit Panoramablick, den wir natürlich gleich nutzten. Danach bogen wir in den Tappeiner Weg ein. Dieser gehört zu den schönsten Wegen in Meran und man hat das Gefühl, durch einen botanischen Garten zu Wandern. Hier grünt und blüht es im Herbst noch. Auch dieser Weg verläuft oberhalb von Meran. Gegen Mittag kamen wir an einem Gasthof vorbei, wo heute Knödeltag war. Die Sache war schnell klar, Speckknödel für Manfred und Spinat-, Käseknödel für mich, dazu Wein und eine großartige Aussicht – Was will man mehr.
Der Tappeiner Weg endet in der Altstadt von Meran. Für uns gings gleich weiter aufs Weinfest. Die ganze Altstadt ist eine Partymeile. Unzählige Bands, Musikanten, Blasmusiker und Alphornbläser hatten sich an unterschiedlichen Plätzen aufgestellt und sorgten für Unterhaltung. Samstag und Sonntag ist Markt auf den Köstlichkeiten aus der Region wie Käse, Schinken, Wein, Schnaps, usw. angeboten werden. Fast an jeder Ecke werden Keschtn (Kastanien) geröstet. Man sollte sich auf jeden Fall das Programmheft vom Weinfest holen, dieses liegt kostenlos in den Hotels und Pensionen aus. Es werden Stadtführungen und kunsthistorische Führung mit Wein- und Grappaverkostung angeboten. Im Kurhaus finden an beiden Tagen unzählige Konzerte statt. Wir stürzten uns in die Menge und ließen den Tag ausklingen.
Sonntag, 16.10.2022: Weinfest mit Festumzug
Auch heute ließen wir die Fahrräder stehen und liefen zu Fuß Richtung Altstadt. Der große Festumzug stand auf dem Programm und es wird voll werden in der Stadt. Wir spazierten bis zur Postbrücke und schwenkten dann in den Sissi Park ein. Die Sissi Statue war mit Blumen geschmückt. Auf der Sommerpromenade ging es weiter an der Passer entlang. Am alten steinernen Steg überquerten wir den Fluss. Auf der anderen Seite geht der Weg zurück Richtung Altstadt. Wir kamen am pompösen Kurhaus vorbei und am Wandelgang. Weiter ging es über die Passerpromenade bis zur Theaterbrücke und dann in die bekannten Laubengassen. Es war Mittagszeit und die Biergärten bereits voll. Aber wir hatten Glück und fanden noch einen Tisch. Dort stärkten wir uns mit einer Südtiroler Brettljause bevor wir uns einen Platz suchten zum Festzug schauen. Hunderte Menschen säumten bereits die Straße. Aber wir fanden noch einen freien Platz im Schatten. Pünktlich um 14.15 Uhr ging es los. Vier Fanfarenbläser auf Haflingerpferden eröffneten lautstark den Festzug. Insgesamt wirkten 43 Gruppen mit, davon allein 28 Musikkapellen in festlicher Tracht. Die Festwägen waren prunkvoll geschmückt. Eine riesige Apfelkrone aus über 600 Äpfeln, der Traubenwagen mit tausenden von Weintrauben. Der Brauereiwagen mit dem Festbier und natürlich der Wagen mit Kaiserin Sissi… und noch viele mehr. Alle Wagen wurden ausschließlich von Pferden gezogen. Für Belustigung bei uns sorgte der „Schneeberger Knappenverein“ mit Esel Don Pedro. Der Umzug endet am Thermenplatz und löst sich dort auf. Die einzelnen Gruppen verschwinden in den Gasthöfen, Biergärten und Brauhäusern der Stadt, wo die Party weiter geht. Es war toll.
Montag, 17.10.2022: Aufstieg zum Gänsekragen
Für die Heimreise hatten wir noch eine kleine Wanderung geplant. Wir wollten über das Penser Joch heimfahren. Zuerst fuhren wir 30 Kilometer durch das romantische Sarntal. Am Ende des Tals beginnt die Auffahrt zum Penser Joch. Sehr bekannt vor allen bei Motorradfahrern. Es war kaum Verkehr. Die Passstraße war ein einziger Flickenteppich und müsste saniert werden. Auf ca. 1800 m Höhe machten wir einen Stopp, um das Farbspektakel zu fotografieren. Tausende Lärchen leuchteten in den Farben Gelb und Orange. Indian Summer in Südtirol: Immer weiter ging es nach oben. Auf der Passhöhe angekommen parkten wir das Auto und starteten zu unserer kleinen Rundwanderung. Auf unwegsamen Gelände, über lose Steine und Geröll ging es bergauf zum Pensersee. Die Sonne strahlte vom wolkenlosen Herbsthimmel. Es gab keine Wanderschilder nur weiß/rot markierte Felsen zeigten die richtige Richtung in dieser Steinwüste. Jetzt ging es steil bergauf und das Gipfelkreuz tauchte über uns auf. Schnell hatten wir die letzten Höhenmeter geschafft und standen am Gipfel des Gänsekragen 2322m. Mit einem traumhaften Ausblick in alle Himmelsrichtungen wurden wir belohnt. Über lose Steine ging es wieder bergab. Diese kleine Wanderung dauerte ca. 1 ½ Stunden. Gutes Schuhwerk und Trittsicherheit sind Voraussetzung. Mit dem Auto ging es dann Richtung Wipptal nach Sterzing und weiter nach Deutschland. Ein farbenfrohes und ereignisreiches Wochenende lag hinter uns.
Das nächste Wein- und Traubenfest in Meran findet vom 14.10. – 15.10.2023 statt.
Carmen und Manfred Schneeberger