Alpencross mit dem E-MTB
Ich weiß nicht, wie lang diese Idee schon in ihm brodelte, aber Anfang des Jahres berichtete uns Jürgen von seinem Vorhaben, die Alpen mit dem E-MTB zu überqueren. Ohne zu wissen, was da wirklich auf uns zukam, sagten wir zu und Jürgen fing an zu planen. Im Internet wurde er auf eine private Tourenbeschreibung aufmerksam, die für uns die erste Richtung vorgab: Grainau – Landeck – Nauders – Naturns – Cles – Riva del Garda.
Die weitere Planung warf Fragen auf wie:
- Können wir das Auto mitnehmen? Jeden Tag holen und eine Station weiter parken?
Vorteil wäre, dass man tagsüber nicht so viel Gepäck auf dem Rücken hat, aber ist das praktisch machbar? - Welchen Rucksack braucht man? Und was muss da alles rein?
Also wurde eine Packliste erstellt und eine Probepackung gemacht. - Reicht ein Akku pro Fahrrad?
- Müssen wir Zimmer für die Übernachtung buchen?
Dies würde uns aber in unserer Flexibilität einschränken. - Wann wollen wir diese Aktion durchführen?
- Welche Coronabestimmungen gelten zu diesem Zeitpunkt?
Für den Start suchten wir uns den Samstag, 19. Juni 2021, aus und am Vorabend reisten wir an.
Tag I: Garmisch – Zams
Wir parkten das Auto am kostenfreien Parkplatz „Am Eisstadion“. Dort blieb es dann auch für die nächsten Tage stehen. Unser erster Halt war die Corona-Teststation der Promenade-Apotheke. Alle negativ! Dann kann ́s ja los gehen… doch HALT!
Kalorien! In der Metzgerei gegenüber deckten wir uns erst noch ein und dann gings los. Walburga und Jürgen, Andreas und ich auf dem Weg zum Gardasee mit dem E-MTB in sechs Tagen.
Unser Weg führte vorbei am Eibsee hinauf zur Hochtörle-Hütte, wo wir zur Mittagsrast einkehrten. Weiter gings hinab Richtung Ehrwald und wieder auf und ab auf der Via Claudia Augusta, die hoch über der Fernpassstraße liegt, zum spontan eingelegten Kaffee-Stop in Nassereith, bis wir in Imst auf den Inn trafen. Bis hierher waren wir auf Wald- und Forstwegen unterwegs. Die letzten 20 Kilometer wichen wir von der geplanten Route ab und nahmen den flacheren Fahrradweg bis Zams. Das Hotel Thurner hatte Walburga gebucht, um eine sichere Bleibe an einem Wochenende bei bestem Wetter zu haben. Nachdem die Fahrräder in der Garage sicher verstaut waren und die Akkus zum Laden am Netz hingen, freuten wir uns auf eine Dusche. Auch unsere getragene Kleidung bekam eine Wäsche, um dann wieder frisch für den nächsten bzw. übernächsten Tag zu sein. Bei guter asiatischer Küche feierten wir unsere 1. Etappe: 77 KM, 1.450 HM bergauf, 1.380 HM bergab
Für die verbleibenden Tage waren zwar keine Übernachtungen gebucht, aber wir hatten immer ein Tagesziel gesteckt, das es galt zu erreichen. Andreas plante mit Komoot (Routenplaner, Navigations-App; Anm. d. Red.) unsere Wege und führte die Radlgruppe souverän an.
Tag II: Zams – Nauders
Wir starteten Inn-aufwärts Richtung Landeck und fuhren dann nach einem schönen, abwechslungsreichen Höhenweg wieder am Inn entlang. Unsere Mittagsverpflegung fanden wir in einer Pizzeria in Pfunds. Bei der Festung Altfinstermünz gabs einen kurzen Halt für Fotos. Danach mussten wir in der Schweiz einige Kilometer auf der Straße fahren. Im Grenzort Martina erfrischten wir uns am Dorfbrunnen und nahmen einen Apfel als Stärkung. Denn jetzt standen die heutigen Höhenmeter auf dem Programm und der Lustfaktor sank zu Boden… „noch 600 Meter hinauf nach Nauders“. Doch die Alternative, das Ganze auf morgen zu verschieben, wurde einstimmig abgeschmettert. Also aufgeht’s!
Auf einem Forstweg fuhren wir bergauf, bis wir mittendrin vor einem finsteren Tunnel standen. Wir packten erst mal die Fahrradlampen aus und radelten weiter. Fast oben angekommen, begegnete uns ein Schweizer Geologe, der uns den weiteren Verlauf als „ETWAS RUPPIGER“ beschrieb. Übersetzung ins Deutsche – UNFAHRBAR. Wir mussten ungefähr eine halbe Stunde unser Fahrrad schieben. Auf der Hochebene befanden wir uns in einem Moorgebiet. Auf befestigten Wegen, teils auch auf Holzstegen war größte Aufmerksamkeit gefragt, bis wir dann am Schwarzen See vorbei die wunderschöne Abfahrt hinab rollten, bei der die Männer einen tollen Single Trail genossen. In Nauders war ein Quartier schnell gefunden. 2. Etappe: 62 KM, 1.520 HM bergauf, 930 HM bergab
Tag III: Nauders – Goldrain
Ein Fahrradweg führte uns aus Nauders hinaus. Doch schon bald verließen wir diesen, um hinaufzufahren zum Plamort-Hochplateau. Wir kamen hier über die Grenze nach Italien, zu den Panzersperren und an den Aussichtspunkt, der uns einen fantastischen Blick auf den Reschensee versprach. Hier wurden wir Zeugen eines Heiratsantrages und sie hat Ja gesagt.
Für die Abfahrt trennten sich unsere Wege: Wir Frauen nahmen den Forstweg und die Männer genossen den Single Trail. Wir trafen uns in Reschen wieder und kehrten in der Talstation Schöneben ein. Wir freuten uns über die schöne Gegend am Reschensee und am Haidersee bei anhaltend schönem Wetter und über die flotte Abfahrt des Reschenpass entlang der Etsch. In Spondinig machten wir eine kurze Kaffeepause, bevor es dann durch die Apfelplantagen weiterging. Bei einem kleinen Abstecher kamen wir an ein kleines Bächlein. Ich war froh, dass bei der Überquerung nur die Füße leicht nass wurden. Auch in Goldrain fanden wir ein schönes Hotel. 3. Etappe: 66 KM, 890 HM bergauf, 1.580 HM bergab
Tag IV: Goldrain – Meran
Für diesen Tag haben wir eine kurze Etappe eingeplant, um den Nachmittag in Meran zu verbringen. Wir fuhren einen ruhigen Zick-Zack-Weg durch die Apfelplantagen, rasteten in Plaus und schoben durch den wunderbaren Marlinger Waalweg. Direkt an der Passerpromenade in Meran bezogen wir unser Hotel und spazierten dann los, um die Stadt zu genießen. 4. Etappe: 37 KM, 200 HM bergauf, 570 HM bergab
Tag V: Meran – Cles
Wir verließen Meran in südlicher Richtung auf ebenen Wegen bis Lana. Dann gings durch den Wald bergauf bis zum Gampenpass, wo wir eine Mittagsrast einlegten. Bis zu unserem geplanten Tagesziel folgte wir der Tendenz: bergab, meist auf naturbelassenem Untergrund und das letzte Stück auf der Straße. In Cles angekommen überraschte uns bei der Zimmersuche ein Gewitter. 5. Etappe: 49 KM, 1.700 HM bergauf, 1.360 HM bergab
Tag VI: Cles – Riva del Garda
Der Himmel strahlte wieder in seinem schönsten Blau, als wir uns vollmotiviert auf unsere letzte Etappe machten – auf sehr abwechslungsreichen Wegen im Wald, vorbei am Molvenosee und schließlich auf die Zielgerade. In Arco gönnten wir uns ein Eis und in Riva checkten wir im Hotel Ambassador ein. Doch dann wollten wir ans Ziel: Der Gardasee! Voller Stolz streckte ich meine Füße ins Wasser. Jetzt haben wir es tatsächlich geschafft. Es war ein anstrengendes, aber auch großartiges Erlebnis. 5. Etappe: 88 KM, 1.340 HM bergauf, 1.930 HM bergab
Am nächsten Tag fuhren Walburga, Jürgen und Andreas mit einem Mietwagen nach Garmisch, um die beiden Autos nach Riva zu holen. Anschließend verbrachten wir hier noch einige Urlaubstage.
Monia Gundacker
1. Sektionsvorsitzende
Video zur Tour:
Film: Jürgen Seifert
Musik: Rough draft – GEMAfreie Musik von https://audiohub.de