Als wir Ende April unsere Alpe – Adria – Tour für Juni planten und die Unterkünfte buchten, ahnten wir nicht, dass unsere Tour genau in die erste große Hitzewelle dieses Sommers fallen würde.
Der „Ciclovia Alpe Adria Radweg“, (CAAR) wie er richtig heißt, verläuft von Salzburg bis in die Lagune nach Grado. Wir haben uns entschlossen in Villach einzusteigen. Die Unterkünfte und das Shuttle für den Rücktransport buchten wir bereits von zuhause aus.
17.06.2022 Anreise
Mit dem Auto und unseren zwei City E-bikes fuhren wir nach Villach. Dort hatten wir die Pension Smoley, direkt am kleinen, idyllischen Magdalensee, gebucht. Eine Runde Schwimmen in dem klaren Wasser war nach der langen Autofahrt genau das Richtige. Da wir diese Pension auch für die letzte Nacht gebucht hatten, durften wir unser Auto kostenlos am Parkplatz stehen lassen. Im Gasthaus Hopf ließen wir uns abends Leckeres aus der Region schmecken.
18.06.2022 Villach – Pontebba
Um 9.00 Uhr standen wir startklar am Parkplatz. Unser Gepäck war am Fahrrad verstaut. Manfred hatte sich die Karte auf’s Handy geladen und dann ging’s los. Wir fuhren Richtung Villach, überquerten den Fluss „Drau“ und schwenkten ins Gailtal ein. Der CAAR verlief nun relativ eben am Ufer der dahinplätschernden Gail. Der Weg war befestigt und gut zum Fahren. Üppige Laubbäume spendeten viel Schatten. Die Temperatur hatte die 30 Grad Marke schon längst überschritten. Den ersten Stopp machten wir in Arnoldstein, um uns mit einem Eiskaffee etwas abzukühlen. In Unterthörl überquerten wir die Grenze zu Italien. Nach der Grenze folgte ein kurzer Aufstieg von 12 %. Das war dann auch schon der einzige nennenswerte Anstieg für diese Etappe. Oben angekommen kamen wir am Ristaurante „Exposta“ vorbei. Der Blick auf die Bergkulisse war fantastisch. Ein Einkehrschwung, im schattigen Biergarten, musste sein. Anschließend verlief der geteerte Radweg auf der alten Bahntrasse durch das Kanaltal. Wir kamen durch mehrere Tunnel, die schlecht bis gar nicht beleuchtet waren, aber sie boten eine willkommene Abkühlung von der Hitze. Im lebhaften Ort Tarvisio kehrten wir zum Mittagessen ein. Danach schwangen wir uns wieder auf die Räder, um die letzten 24 Kilometer dieses Tages zu schaffen. Am späten Nachmittag erreichten wir das kleine Dorf Pontebba. Hier hatten wir zum Übernachten die B&B Albergo Spina gebucht. Bevor wir eincheckten, machten wir noch einen Abstecher in die kleine Weinbar am Dorfplatz. Wir bestellten zweimal Weißwein und eine Flasche Wasser. Zu unserem Erstaunen wollte der Kellner nur 3,70 Euro dafür. Dementsprechend günstig fiel auch das Abendessen aus. Hier war die Welt noch in Ordnung.
19.06.2022 Pontebba – Gemona del Friul
Nach dem Frühstück um 8.45 Uhr ging es weiter. Wir folgten kurz der Straße, schwenkten rechts durch einen Tunnel, um dann wieder auf dem CAAR zu landen. Ein Schild informierte uns, dass jetzt ein Anstieg von 25 % vor uns lag. Der Kreislauf war in Schwung und das T-Shirt durchgeschwitzt, als wir den kurzen, aber knackigen Aufstieg geschafft hatten. Ab jetzt verlief der Weg relativ entspannt und es war auch für heute der einzig nennenswerte Anstieg. Hoch über dem Tal ging es weiter auf der alten Bahntrasse durch die wunderschöne Bergwelt. Auch heute sorgten unzählige Tunnels für die nötige Abkühlung. Der längste war fast einen Kilometer. Unten im Tal verlief der Fluss Fella. Wir rollten Richtung Süden und mussten wenig treten, es ging über mehrere Kilometer leicht bergab. Immer wieder stoppten wir, um das tolle Bergpanorama per Foto festzuhalten. Der Weg führte an einem Wasserfall vorbei der aus großer Höhe in die Tiefe stürzte. Unten kamen nur noch ein Rinnsal und kalter Wassernebel an. Ein kleiner, klarer Tümpel hatte sich am Fuße gebildet. Das Beste war, eine Treppe mit Geländer führte zu diesem kleinen Naturschauplatz. Ruckzuck streifte ich mir Schuhe und Socken ab und stellte mich unter den Wasserfall. Herrlich bei 35 Grad. Schnell noch ein Kneippbad im Tümpel, dann konnte es weitergehen. Nachmittag verließen wir den CAAR um die Stadt Venzone zu besuchen. Der Hauptplatz Casa Calderari mit dem historischen Rathaus ist einen Abstecher wert. Dort gönnten wir uns ein leckeres Eis. Eine Stadtmauer aus dem 13 Jahrhundert umschließt den Stadtkern. Wir investierten noch 2 Euro und besuchten die Mumien in der Krypta. Dann radelten wir weiter. In Gemona del Friul war das Hotel Pittini unser Tagesziel. Eine leckere Pizza zum Abendessen und ein Drink in der Bar schlossen den Tag ab.
20.06.2022 Gemona del Friul – Udine
Unser Morgenritual war jeden Tag gleich. Sonnencreme von oben bis unten auftragen und die Wasservorräte am nächsten Supermarkt auffüllen. Auch heute würde es wieder 35 Grad bekommen. Kurz vor 9.00 starteten wir zur 3. Etappe. Heute radelten wir auf gut befestigte Flur- und Radwegen. Die Vegetation wurde südlicher. Immer mehr Palmen, Oliven- und Feigenbäume waren zu sehen. Riesige, blühende Oleanderbäume prägten ebenfalls das Landschaftsbild. Die Berge ließen wir hinter uns und es begann die friaulische Ebene. Wir radelten an große Weinfelder vorbei und durch eine kleine Allee aus Olivenbäumen. Gegen 11.30 Uhr beschlossen wir Mittagsrast zu machen. Wir fuhren durch ein kleines Dorf als ein Schild unsere Aufmerksamkeit weckte. Mit Kreide waren darauf ein Fahrrad, ein Weinglas und ein Teller mit Essen gemalt. Darüber stand „Welcome“. Wir folgten der Einladung und fuhren in den Hof. Die Oma des Hauses begrüßte uns freundliche und zeigt uns, wo wir die Räder parken konnten. Wir nahmen im gemütlichen Biergarten Platz. Bis wir uns versahen, waren wir mit Wein und Wasser versorgt und die Essenskarte lag vor uns. Dreißig Minuten später war der Biergarten gut gefüllt, mit überwiegend deutschen Radlern. Man kam ins Gespräch. Danach ging es weiter Richtung Udine. Wir erreichten die Vororte und der Verkehr nahm zu. Der CAAR verläuft direkt durch die Altstadt. Jetzt waren wir mittendrin im Großstadtgewusel und mussten uns auf den Verkehr konzentrieren. Ohne Zwischenfall erreichten wir unser Hotel am Rand der Altstadt. Wir hatten uns im Albergo Al Vecchio Tram eingebucht und die Tagesetappe kürzer gewählt, weil wir heute die Altstadt noch besichtigen wollten. Schnell geduscht und umgezogen und dann ging´s zu Fuß zur Sightseeing-Tour. Die Altstadt von Udine ist Fußgängerzone und viele Sehenswürdigkeiten liegen eng beieinander. Der Piazza della Liberta ist das Herzstück der Altstadt und die alten Gebäude sind im venezianischen Stil erbaut. Ebenfalls sehenswert sind die Piazza Matteotti und Duomo mit den dazugehörigen Kirchen und Kathedralen aus dem 13. Jahrhundert. Wir stiegen noch zum Schloss auf, um Udine von oben zu sehen, dann war unsere Stadttour beendet und wir gingen zum gemütlichen Teil über. Unzählige Ristoranti auf den Piazze laden ein.
21.06.2022 Udine – Grado
Hochmotiviert machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg, um die letzten 57 Kilometer zu schaffen. 30 Kilometer nach Udine verläuft der CAAR direkt durch die sehenswerte Stadt Palmanova. Begrüßt wird man hier von einem riesigen, antiken Stadttor. Danach erreicht man den großen Piazza Grande, der von historischen Gebäuden umgeben war und das Zentrum der Stadt ist. Die riesige Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert ist der Blickfang des Platzes. Wir legten eine Trinkpause ein. Danach radelten wir weiter nach Aquileia. Auch hier machte wir einen Stopp, um in der Basilika Santa Maria den Mosaikboden aus dem 4. Jahrhundert zu bewundern. Es ist das größte frühchristliche Mosaik von ganz Europa. Dann ging’s auf die Zielgerade im wahrsten Sinne des Wortes. Die letzten 10 Kilometer verliefen auf einem separaten Radweg schnurgerade an einer Hauptstraße entlang. Wir erreichten das Ortsschild von „Grado“. Ein Fotoshooting mit dem Ortsnamen musste sein. Von Grado selbst war noch nichts zu sehen. Der fünf Kilometer lange Damm trennte uns noch von der Lagunenstadt. Es war Flut. Der Damm war von beiden Seiten vom Meer umgeben. Zum letzten Mal traten wir in die Pedale und erreichten um 15.00 Uhr das Ende des Alpe – Adria – Radwegs. Ein gutes Gefühl. Gebucht hatten wir hier das Hotel Stella Maris direkt an der Promenade mit Balkon und Meerblick. Nach dem Duschen ging´s erstmal in eine Strandbar auf ein kühles Bier. Am Abend bummelten wir durch die schöne Altstadt mit engen Gässchen und lauschigen Plätzen. Heute gab es Fisch zum Abendessen.
22.06.2022 Grado – Villach
Unser Rücktransport mit dem Shuttle Service war erst gegen 11.00 Uhr geplant. So hatten wir noch genügend Zeit, um die Lagune mit dem Fahrrad einmal abzufahren. Zuerst radelten wir am kilometerlangen Sandstrand entlang, um auf der anderen Seite der Lagune wieder zurückzufahren. Pünktlich um 11.00 Uhr kam das Shuttle und es ging zurück nach Villach, wo wir eine weitere Nacht in der Pension am Magdalensee verbrachten. Am 23.06.2022 traten wir die Heimreise an.
FAZIT:
Der CAAR gehört zu den schönsten Radwegen in Europa. Das können wir bestätigen. 210 Kilometer zeigte der Tacho am Ziel an. Man sollte die Tagesetappen nicht zu groß wählen und sich Zeit nehmen für die tolle Landschaft und den Sehenswürdigkeiten. Von Villach bis Grado kann man ohne Probleme mit dem Citybike fahren. Ob mit oder ohne E. Die Wege sind immer gut ausgeschildert, befestigt, meistens sogar geteert. Die größte Herausforderung war für uns die Hitze. Mit viel Sonnencreme und literweise Wasser im Gepäck ging’s ganz gut. Es war klasse!
Carmen und Manfred Schneeberger